We are glad to give notice of the 19. Tagung of the Internationalen Netzwerks Transzendentalphilosophie/Deutscher Idealismus Mit Gott auf der Flucht. Die Religion in der Klassischen deutschen Philosophie which will take place at the Augustana-Hochschule Neuendettelsau (Waldstr. 11, 91564 Neuendettelsau, Pechmannhaus) on June 16th-19th, 2022.
Organizers of the event: Christoph Asmuth, Friedemann Barniske
The conference flyer is available at his link.
Below you can find the general presentation of the conference and the program of the event.
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Kaum ein Thema hat die Gemüter in der klassischen deutschen Philosophie so sehr bewegt wie die Religion. Hinter die erschütternden Erkenntnisse des ›Alleszermalmers‹ aus Königsberg, Kant, so das bekannte Epitheton Mendelssohns, führte für Fichte, Schleiermacher, Schelling und Hegel kein Weg zurück. Also traten die großen und ganz großen Denker der ›idealistischen‹ Epoche auf getrennten und doch vielfach parallel verlaufenden Pfaden die Flucht nach vorne an, um der Religion weiterhin einen Platz auf der Landkarte des Geistes zu sichern. Die alte Gleichung von Religion und Gottesgedanke ging nicht mehr auf. Stattdessen musste ebenso dem Bewusstsein vom Göttlichen eine mehr oder weniger ausgezeichnete Stellung eingeräumt werden, sollte das Kind ›Religion‹ nicht vollends mit dem Bade ausgeschüttet werden.
Fichte suchte das Göttliche auf dem Feld der Sittlichkeit, was ihm bekanntermaßen den Vorwurf des Atheismus bescherte. Schleiermacher erstieg als Redner über die Religion das (literarische) Podium, um das Gefühl als eigentlichen Ort des Gottesbewusstseins zu postulieren. Der jugendlich-genialische Schelling suchte das Absolute in der Natur und Kunst, bevor er dessen Offenbarung in den Mythologien des Christentums ausmachte. Und Hegel trat angesichts der Gefahr für das Wissen um die absolute Religion entschlossen die ›Flucht in den Begriff‹ an, wobei ihm Zufluchtsort und verlorene Heimat nicht immer gleichrangig erschienen.
Die großen Systementwürfe des Idealismus drehen sich in immer neuen Varianten um die Religion und entwickelten dabei eine enorme Wirkung, die zu einem lebhaften Weiterdenken, zu vielfältigen Transformationen, weitreichenden Assimilationen und heftigen Rejektionen führte. Darin wurzelt bis heute ihre Bedeutung für alle akademischen Fächer, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven dem Phänomen des religiösen Menschen zuwenden wie Religionsphilosophie, Theologie, Soziologie oder die Kulturwissenschaften.
16. Juni 2022, HS IV
8:45 – 9:00 Uhr Christoph Asmuth und Friedemann Barniske: Begrüßung und Einführung
Religionstheorie bei Kant und Fichte
9:00 – 10:00 Uhr Pablo Genazzano: Der Streit um das Zweckwidrige. Rekonstruktion einer Debatte um Kants Theodizee-Aufsatz
10:00 – 11:00 Uhr Tamás Hankovszky: Die Umwandlung des Kantischen höchsten Gutes in Fichtes Schriften zum Atheismusstreit
11:00 – 12:00 Uhr Ives Radrizzani: Zum Status der Religionslehre im fichteschen System
Selbstbewusstsein und religiöse Erfahrung
13:00 – 14:00 Uhr Martijn Buijs: Leben ist Liebe – on love and its being in Fichte’s philosophy of religion
14:00 – 15:00 Uhr Yady Oren: Kooks Gottesbegriff im Licht der nachkantischen Philosophie
15:00 – 16:00 Uhr Vladimir Abaschnik: Gottesbegriff und Religionsphilosophie bei Johann Baptist Schad
16:00 – 17:00 Uhr Friedemann Barniske: Religion und Selbstbewusstsein. Hans-Walter Schüttes theologischer Religionsbegriff
17:00 – 18:00 Uhr Thomas Gil: Der Eigensinn der religiösen Erfahrungen
19:30 – 21:00 Uhr Abendvortrag: Prof. Dr. Hartmut Traub: »Ewiges ist nicht auf Erden als der Wandel, als die Flucht« Zufluchtsorte und
Fluchtwege neuzeitlicher Gottesideen
17. Juni 2022, HS IV
Offenbarung und Gottesgedanke
9:00 – 10:00 Uhr Patrick Leistner: Instinkt und Gefühl als Themen der identitätsphilosophischen Religionsphilosophie Schellings
10:00 – 11:00 Uhr Sebastian Böhm: Die Flucht in und vor dem Begriff
11:00 – 12:00 Uhr Christoph Binkelmann: Der vierte Gott. Von der multiplen Identität Gottes in Schellings Philosophie
Religion von Fichte bis Husserl
13:00 – 14:00 Uhr Jürgen Stahl: Fichtes transzendentalphilosophische Eingriff in die religionsphilosophische Diskussion seiner Zeit und die Neubegründung der Religion als diesseitig ausgerichtete bürgerlichen Sittlichkeit
14:00 – 15:00 Uhr Cristiana Senigaglia: Eschenmayers Eremit und Hegels unglückliches Bewusstsein: Sinnbilder einer gedanklichen
Auseinandersetzung
15:00 – 16:00 Uhr Carolyn Iselt: Die systematische Bedeutung der Trinitätsspekulation im Religionskapitel in Hegels Phänomenologie des Geistes
16:00 – 17:00 Uhr Irene Breuer: Gott als Urfaktum in der Phänomenologie E. Husserls
18:30 – 20:00 Uhr Abendvortrag: Prof. Dr. Günter Zöller: Von »Siegfrieds Tod« zu Wotans Ende. Richard Wagners Götterdämmerung als anthropotheologisches Weltmusikdrama
18. Juni 2022, HS IV
Religion und Spekulation
9:00 – 10:00 Uhr Tommaso Mauri: Mythos, Offenbarung, Vernunft. Philosophische Religion als Grundbegriff von Schellings Spätphilosophie
10:00 – 11:00 Uhr Héctor Ferreiro: Vorstellen und Begreifen in Hegels Religionsphilosophie
11:00 – 12:00 Uhr Julian Hensold: Was ist Religion? Hegels reifer religionsphilosophischer Standpunkt vom ’Sinn’ aus
Begründung der Religion und Bestimmte Religion
14:00 – 15:00 Uhr Stefano Papa: Zauberei und Begierde. Über unmittelbare Religion in den Vorlesungen über die Philosophie der Religion.
15:00 – 16:00 Uhr Deborah Epstein: Warum Abraham nicht(s) lieben konnte – Hegels Abraham-Darstellung in Der Geist des Judentums
16:00 – 17:00 Uhr Jiří Hoblík: Der Weg zur Zuflucht durch die Geschichte des Judentums (zu Hegels Abhandlung über die Religion des
Erhabenen)
Religiöse Gemeinschaft und theologische Baader-Rezeption
18:00 – 19:00 Uhr Barbara Santini: Persönlichkeit und Einigkeit. Hölderlin und die Frage nach der religiösen Gemeinschaft
19:00 – 20:00 Uhr Emil Lusser: Cogitor, ergo cogito, ergo sum. Adolf Schlatters Rezeption der religiösen Philosophie Franz von Baaders
For further information please visit the website of the event.
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